Die korrekte Bezeichnung der „Steißbeinfistel“ ist Pilonidalfistel oder Pilonidalsinus (Sinus pilonidalis).
Die Erkrankung geht von den Haarbälgen in der Vertiefung zwischen den beiden Pobacken (Rima ani) aus. Das Steißbein ist davon nicht betroffen. Zu Beginn sind lediglich ein oder mehrere kleine Grübchen bzw. Löcher zu sehen, die sogenannten Pits (engl. Schacht). Es ist Schicksal, dass diese Pits entstehen. Verklebt ein Pit, kann es zur Bildung eines Infiltrates (kleiner Entzündungsherd) oder sogar zur Bildung eines Abszesses (Pilonidalabszess – Ansammlung von Eiter in einer neu entstandenen Höhle) kommen. Der mit einem Pilonidalabszess verbundene Druckschmerz läßt schlagartig nach, wenn der Abszess aufplatzt und ausläuft. Dann besteht eine Pilonidalfistel. Die Pilonidalfistel kann seitlich der Rima ani münden (komplette Fistel) oder das Fistelsekret über den aufgeplatzten Pit entleeren (inkomplette Fistel, blind endende Fistel). Mechanische Belastung durch Sitzen oder Reiben spielt offenbar eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines Pilonidalabszesses oder einer Pilonidalfistel aus einem Pit. Durch lange Sitzperioden und vor allem nach hinten gelehntes Sitzen kommt es zu einer Verminderung der Durchblutung der Haut. Dies begünstigt Entzündungsprozesse. Ein gehäuftes Auftreten bei GI´s im 2. Weltkrieg führte deshalb zu der Bezeichnung „jeep disease“. Insgesamt waren 80.000 GI´s deshalb vorübergehend dienstunfähig.
Wenn ein oder mehrere Pits zufällig entdeckt werden und bis dahin keinerlei Beschwerden (Druck, Schwellung, Ausfluss) verursacht haben, müssen sie nicht operiert werden. Eine medikamentöse Therapie, die Pits beseitigt, gibt es jedoch nicht. Entwickelt sich aus einem Pit ein Pilonidalabszess der nicht spontan aufgeplatzt, sollte dieser entlastet (eröffnet) werden. Aus einem Pit kann sich auch eine Pilonidalfistel entwickeln. Diese kann jahrelang unauffällig bleiben und als Entzündungsherd vom Immunsystem effektiv begrenzt werden. Sie kann genau in dem Moment aktiv / symptomatisch werden, wenn Stress das Immunsystem schwächt. Dann flammen Entzündungsherde auf. Um das zu vermeiden, empfehle ich die Operation auch schon bei harmlosen Pits.
Ein Pit, eine zusätzliche Öffnung einer Pilonidalfistel oder ein Pilonidalabszess sind sehr gut durch bloßes Anschauen und Abtasten zu erkennen (Blickdiagnose). Wenn ein Chirurg eine komplette Exzision (Ausschneidung) oder eine Lappenplastik (z.B. Karydakis-Plastik) plant ( = Standardbehandlung die von den GKV bezahlt wird), sind keine zusätzlichen Untersuchungen notwendig. Für die Planung einer minimal invasiven Operation (Pit Picking oder Laserverödung), ist es jedoch entscheidend, Kenntnis von der Ausbreitung der Pilonidalfistel unter der Haut zu haben. Mit einer Ultraschalluntersuchung stelle ich deshalb den Fistelverlauf exakt dar. Die Ultraschalluntersuchung ist für Kassenpatienten eine Selbstzahlerleistung.
Pits mit im Ultraschall sichtbarem Infiltrat aber ohne Pilonidalfistel behandele ich mit der Pit Picking Methode. Mit dieser minimal invasiven Methode werden große langwierig heilende Wunden vermieden. Das Pit Picking erfolgt in Lokalanästhesie. Dabei werden lediglich die Pits mit einem ca 1 mm breiten Rand und bis in 2-3 mm Tiefe ausgeschnitten. Dadurch entstehen erheblich kleinere Wunden mit geringeren Schmerzen und schnellerer Heilung. Das Wiederauftreten von Pits nach einer Operation kommt in ca 20 % der Fälle vor. Dann kann die Pit Picking Methode ohne Probleme erneut durchgeführt werden. Raucher sind häufiger von einem Wiederauftreten betroffen.
Im Falle einer Pilonidalfistel wird die Operation durch Laserverödung – Laser Coagulation of Pilonidal Sinus (LCP) – durchgeführt. Diese Operation erfolgt in Vollnarkose ambulant in meiner Praxis. Zu Beginn bestimme ich mit Ultraschall noch einmal exakt den Fistelverlauf. Der erste Schritt der Operation ist das Pit Picking. Damit verschaffe ich mir einen ausreichend großen Zugang zum Fistelgang bzw. zur Fistelhöhle. Im Falle einer blind endenden Fistel am Ende des Fistelganges eine kleine Zusatzöffnung geschaffen. In einem zweiten Schritt wird die Fistel gesäubert und ausgespült. In einem dritten Schritt wird die Wand der Fistelgänge mit einer speziellen Laserfaser ausgebrannt und vom entzündlichen Gewebe befreit. Das Wiederauftreten einer Pilonidalfistel nach einer LCP-OP kommt in 10 % der Fälle vor. Auch bei kompletter Exzision kommt es in 5% der Fälle zum Wiederauftreten. Trotzdem kann die LCP Methode ohne Probleme erneut durchgeführt werden. Raucher sind häufiger von einem Wiederauftreten betroffen.
Im Falle eines Pilonidalabszesses erfolgt eine Entlastung durch einen kleinen Schnitt. Diese Operation wird in Lokalanästhesie durchgeführt. Nach Abschwellung – ca 4-6 Wochen später – erfolgt eine Ultraschalluntersuchung zur Klärung, ob eine Pilonidalfistel vorhanden und damit eine LCP-OP möglich ist.
Nach einer Pit Picking OP ist das Arbeiten am nächsten Tag wieder möglich. Nach einer LCP-OP ist das Arbeiten spätestens nach 3 Tagen wieder möglich.
Die Wundheilung nach Pit Picking dauert ca 2-4 Wochen. Die Wundheilung nach LCP-OP dauert ca 4-6 Wochen. Zunächst kommt es aus den Wunden zur Absonderung von etwas Wundflüssigkeit und etwas Blut. Sie müssen 3x täglich die Rima ani mit klarem Wasser ausduschen und eine Mullkompresse mit Polysept-Salbe so lange auf die Wunden legen, wie es Ausfluss gibt. Diese Wundbehandlung kann problemlos in den normalen Arbeitsalltag integriert werden.
Stellen Sie das Rauchen ein. Waschen Sie die Rima ani regelmäßig gründlich um zu verhindern dass Talgreste die Pits verkleben. Achten Sie auf eine gerade Sitzhaltung, um eine Sitzdruckbelastung zu vermeiden. Der Vorteil einer Enthaarung ist wissenschaftlich nicht belegt.
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